Heiligabend

Ich streichle die schwankenden Sterne. Regentropfen hängen an den Glühbirnen über der ausgestorbenen Fußgängerzone. Auf was warten sie?

Ich höre die Wolken raunen, manchmal kann ich im trotz allem begrenzten Raum hinter ihnen einen fallenden Stern schreien hören. Vielleicht schwebt ein Satellit über diesem Haus. Dieser Stuhl ist mein Lager aus Stroh. Ich bin ein Esel. Ich liege in den Wehen und gebäre eine wortgefüllte Totgeburt.

In einem Fenster auf der anderen Straßenseite brennen drei Kerzen: Ochs Vater, Ochs Sohn und der heilige Strohsack.

Ich beende diesen Abend. Das Glöckchen der Transsubstantiation erklingt und mein Blut wird zu Wein.

Paul Gauguin (1848 – 1903) : La bénédiction des bœufs (Der Segen der Rinder/Ochsen), 1902-1903, Lizenz: gemeinfrei

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